Festival talk with Christiane Libor
23rd July
This is the first of this year's festival talks. This time with German soprano Christiane Libor, who gave her successfull Salzburg Festival debut in Schubert's Lazarus last week. I met her the day before and had a lovely and very inspiring talk with her. Read here what it was all about:
Sie stehen ja sehr
stark mit dem deutschen Repertoire, insbesondere Wagner und Strauss, in
Verbindung. Was fasziniert sie an diesen beiden Komponisten?
Also ich glaub da muss man gar nicht soviel sagen. Es ist
einfach diese Kombination von Wort und Ton in der Zusammenarbeit die einfach unglaublich
ist. Besonders bei Strauss, manchmal stärker als bei Wagner für mich. Die Art
und Weise wie Rhythmus komponiert wurde und wie mit Sprache umgegangen wird.
Bei Wagner gibt’s am Anfang noch ein paar Ausrutscher, die sind ein bisschen
schief gelaufen, aber auch sie sind reizvoll und man merkt einfach die Genialität
in Musik und Sprache bei Wagner. Die ist so hochromantisch, dass man manchmal
erst dreimal lesen muss bevor man es versteht.
Worin unterscheiden
sich die beiden, worin sind sie sich ähnlich?
Naja eben die Sprache verbindet die beiden. Bei Wagner
einfach seine sehr eigene Sprach und bei Strauss die Zusammenarbeit mit den
Librettisten. Ich meine Hofmannsthal ist einfach unschlagbar!
Haben sie gewisse
Lieblingsrollen? Und haben sie diese schon gesungen oder vielleicht noch nicht?
Also meine größte Traumrolle ist Tosca, die ich noch nicht
gesungen habe.
Kommt die vielleicht?
Ich arbeite immer wieder dran, aber irgendwie bin ich noch
nicht dazu gekommen. Dann gibt es natürlich schon ein paar sehr schöne Partien,
die ich schon gesungen habe. Die Marschallin ist zum Beispiel eine meiner Lieblingspartien.
Sehr gerne auch die Isolde, weil das sowohl intellektuell als auch körperlich
eine richtige Herausforderung ist. Auch emotional so durch die Partie zu gehen
ohne sich dabei zu verlieren, da muss ich schon sagen, das ist sehr fordernd.
Wie bereits erwähnt
singen sie viel deutsches Repertoire. Wie sieht es mit anderen Sachen aus?
Italienisches Repertoire z.B.?
Ja, sehr mager. Aber das liegt eben daran, dass ich deutsch
bin und dass man der Meinung ist, dass eine deutsche Sängerin, die deutsches Repertoire
singt, nicht italienisch singen kann. Ich habe mal eine Aida gesungen in Warschau,
aber das war es dann auch schon.
In der Presse wird
meist ihre ausgezeichnete Balance zwischen Durchschlagskraft und schön
timbrierter Stimme gelobt. Wie würden sie selbst ihre Stimme beschreiben?
Das ist ja lustig. Also meine größte Stärke ist, würde ich
sagen, die Emotionalität. Wenn ich meine Stimme beschreiben würde, würde ich
sagen, dass ich eine lyrische Stimme habe, mit der Fähigkeit, sie durch Technik
über den Frequenzbereich sehr laut zu machen. So kannich von piano bis forte
alles anbieten. Meine Stimme ist mit der Zeit gewachsen. Ich würde meine Stimme
nicht einmal als große Stimme bezeichnen, aber dafür als sehr tragfähige
Stimme.
Angenommen sie
studieren eine neue Rolle ein. Wie gehen sie vor und worauf liegt ihr Fokus
besonders?
Text zuerst. Text im Rhythmus sprechen und dann kommen die
Töne ja eigentlich fast von alleine.
Sie unterrichten ja
auch an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Wie sehen sie die Anforderungen
an junge Sänger heutzutage?
Wahnsinn, ja. Also es ist insofern schwieriger, weil alle
erwarten, dass man mit 23 schon fertig ist und mit 26 am besten schon Isolde
singt, etwas übertrieben .Aber es ist die Tendenz jünger, schöner, schneller,
schlanker, weiter. Und so eine normale Entwicklung wie früher bei einem Sänger
ist kaum mehr möglich. Das sehe ich als Pädagogin mit wachsenden Bedenken.
Gesund singen bis ins hohe Alter gibt es eigentlich nicht mehr. Man wünscht es
sich, aber es funktioniert nicht, weil die Sänger nicht die Möglichkeit haben
sich in Ruhe zu entwickeln. Ganz extreme Beispiele sind die dramatischen Stimmen
und die tiefen Männerstimmen. Bassstimmen z.B. sind eigentlich erst mit knapp
über 40 auf ihrem Höhepunkt, aber da sind die meisten schon am Ende. Weil sie
eben mit 32 schon die großen Rollen singen mussten. Das geht natürlich, aber
über 40 macht die Stimme dann einen Schlag und dann tauchen Intonations- &
Farbprobleme auf und die Variabilität geht einfach verloren. Fängt man aber
erst mit 45 an dieses Repertoire zu singen ist man zu alt und wird nicht mehr
engagiert. Und das ist bei dramatischen Sopranen genau so, auch schon bei den
jugendlichen Stimmen. Die sollten frühestens mit 38 die großen Partien singen,
aber da sind sie dann ja schon viel zu alt. Das ist ganz ungesund und ich sage
den jungen Sängern immer, dass sie auf sich vertrauen sollen, an sich arbeiten
sollen und ruhig bleiben sollen. Das zahlt sich aus, dann kommt man nicht an ihnen vorbei. Letztendlich zählt
die Qualität.
Morgen geben sie ihr
Debut bei den Salzburger Festspielen in Schuberts Lazarus. Wie gefällt es ihnen
hier in Salzburg bis jetzt?
Ich hab ja noch nicht viel gesehen. Ich war schon 1999 zum
Mozartwettbewerb hier, da war ich so konzentriert, dass ich nichts mitgekriegt
habe. Heute ist es auch wieder so, frühestens morgen Mittag habe ich etwas
freie Zeit, dann könnten sie mich nochmal fragen.
Lazarus ist ja ein
Fragment und endet mitten in einer ihrer Szenen. Was macht den Reiz dieses
Werkes aus?
Ich glaube es ist die Absonderlichkeit dieses Stückes. Da
gibt es so wahnsinnig viele Farben und Ingo Metzmacher arbeitet das auch
wirklich gut heraus. Es ist fast wie eine kleine Oper im Konzertformat.
Nach Salzburg stehen
in der nächsten Saison Rosalinde in Dresden, Sieglinde, Ada, sowie ihr Debut
als Götterdämmerungs-Brünnhilde in Leipzig auf dem Programm. Was bringt die
Zukunft noch? Vielleicht Bayreuth?
Naja Bayreuth ist ein eigenes Pflaster. Ich hab schon zwei Mal
versucht dort Fuß zu fassen und das hat nicht wirklich funktioniert. Ich hab ja
vor zwei Jahren dort im Liebesverbot gesungen, das war ganz lustig. Aber sie
haben da natürlich ihre ganz eigenen Vorstellungen und natürlich fragt Bayreuth
und nicht ich frage Bayreuth. Mein Hauptmerk nächstes Jahr ist wirklich die Brünnhilde,
da lass ich mir vorher wirklich ordentlich Zeit. Dann kommt im Jahr drauf eine
Isolde und nochmal Brünnhilde. Und dann denke ich darüber nach eine Kundry zu
machen. Und die Walküren-Brünnhilde kommt auch noch.
Kommt die
Siegfried-Brünnhilde noch einmal?
Ich wurde zwar angefragt, aber da kann ich leider nicht.
Das Magazin Opernglas
berichtete in der Mai-Ausgabe, sie würden 2017 in München die Isolde
übernehmen. Ist da was dran?
Jaja, das stimmt.
Als Nachfolge für
Waltraud Meier.
Ach ist das so?
Ja, die war ja quasi
die Haus-Isolde der letzten Jahre. Wird das eine Neuinszenierung sein?
Nein, nein, das wird dieselbe sein.
Und zuletzt: Ihre
Website ist gerade im Aufbau, wann wird sie fertiggestellt sein?
Wahrscheinlich nie (lacht). Also ich muss gestehen, ich bin
etwas antiquiert. Ich tue mich einfach schwer mit solchen Sachen. Ich habe
schon oft daran gedacht sie endlich zu fertigzustellen, aber ich schaffe es
einfach nicht. Außerdem fehlt mir die Lust andauernd zu schreiben wo ich
überall bin und so, muss ich ehrlich sagen. Aber man findet eh alles im
Internet, zumindest was Oper angeht. Und was Konzerte angeht, so mache ich im
Herbst zum Beispiel Walküre 1. Akt konzertant mit Marc Minkowski in Frankfurt.
Gut, dann vielen Dank
für das Interview und viel Erfolg bei der morgigen Vorstellung.
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