Saturday, 1 August 2015

Festival talk with Christiane Libor

23rd July



This is the first of this year's festival talks. This time with German soprano Christiane Libor, who gave her successfull Salzburg Festival debut in Schubert's Lazarus last week. I met her the day before and had a lovely and very inspiring talk with her. Read here what it was all about:

Sie stehen ja sehr stark mit dem deutschen Repertoire, insbesondere Wagner und Strauss, in Verbindung. Was fasziniert sie an diesen beiden Komponisten?
Also ich glaub da muss man gar nicht soviel sagen. Es ist einfach diese Kombination von Wort und Ton in der Zusammenarbeit die einfach unglaublich ist. Besonders bei Strauss, manchmal stärker als bei Wagner für mich. Die Art und Weise wie Rhythmus komponiert wurde und wie mit Sprache umgegangen wird. Bei Wagner gibt’s am Anfang noch ein paar Ausrutscher, die sind ein bisschen schief gelaufen, aber auch sie sind reizvoll und man merkt einfach die Genialität in Musik und Sprache bei Wagner. Die ist so hochromantisch, dass man manchmal erst dreimal lesen muss bevor man es versteht.
Worin unterscheiden sich die beiden, worin sind sie sich ähnlich?
Naja eben die Sprache verbindet die beiden. Bei Wagner einfach seine sehr eigene Sprach und bei Strauss die Zusammenarbeit mit den Librettisten. Ich meine Hofmannsthal ist einfach unschlagbar!
Haben sie gewisse Lieblingsrollen? Und haben sie diese schon gesungen oder vielleicht noch nicht?
Also meine größte Traumrolle ist Tosca, die ich noch nicht gesungen habe.
Kommt die vielleicht?
Ich arbeite immer wieder dran, aber irgendwie bin ich noch nicht dazu gekommen. Dann gibt es natürlich schon ein paar sehr schöne Partien, die ich schon gesungen habe. Die Marschallin ist zum Beispiel eine meiner Lieblingspartien. Sehr gerne auch die Isolde, weil das sowohl intellektuell als auch körperlich eine richtige Herausforderung ist. Auch emotional so durch die Partie zu gehen ohne sich dabei zu verlieren, da muss ich schon sagen, das ist sehr fordernd.
Wie bereits erwähnt singen sie viel deutsches Repertoire. Wie sieht es mit anderen Sachen aus? Italienisches Repertoire z.B.?
Ja, sehr mager. Aber das liegt eben daran, dass ich deutsch bin und dass man der Meinung ist, dass eine deutsche Sängerin, die deutsches Repertoire singt, nicht italienisch singen kann. Ich habe mal eine Aida gesungen in Warschau, aber das war es dann auch schon.
In der Presse wird meist ihre ausgezeichnete Balance zwischen Durchschlagskraft und schön timbrierter Stimme gelobt. Wie würden sie selbst ihre Stimme beschreiben?
Das ist ja lustig. Also meine größte Stärke ist, würde ich sagen, die Emotionalität. Wenn ich meine Stimme beschreiben würde, würde ich sagen, dass ich eine lyrische Stimme habe, mit der Fähigkeit, sie durch Technik über den Frequenzbereich sehr laut zu machen. So kannich von piano bis forte alles anbieten. Meine Stimme ist mit der Zeit gewachsen. Ich würde meine Stimme nicht einmal als große Stimme bezeichnen, aber dafür als sehr tragfähige Stimme.
Angenommen sie studieren eine neue Rolle ein. Wie gehen sie vor und worauf liegt ihr Fokus besonders?
Text zuerst. Text im Rhythmus sprechen und dann kommen die Töne ja eigentlich fast von alleine.
Sie unterrichten ja auch an der Hochschule für Musik in Karlsruhe. Wie sehen sie die Anforderungen an junge Sänger heutzutage?
Wahnsinn, ja. Also es ist insofern schwieriger, weil alle erwarten, dass man mit 23 schon fertig ist und mit 26 am besten schon Isolde singt, etwas übertrieben .Aber es ist die Tendenz jünger, schöner, schneller, schlanker, weiter. Und so eine normale Entwicklung wie früher bei einem Sänger ist kaum mehr möglich. Das sehe ich als Pädagogin mit wachsenden Bedenken. Gesund singen bis ins hohe Alter gibt es eigentlich nicht mehr. Man wünscht es sich, aber es funktioniert nicht, weil die Sänger nicht die Möglichkeit haben sich in Ruhe zu entwickeln. Ganz extreme Beispiele sind die dramatischen Stimmen und die tiefen Männerstimmen. Bassstimmen z.B. sind eigentlich erst mit knapp über 40 auf ihrem Höhepunkt, aber da sind die meisten schon am Ende. Weil sie eben mit 32 schon die großen Rollen singen mussten. Das geht natürlich, aber über 40 macht die Stimme dann einen Schlag und dann tauchen Intonations- & Farbprobleme auf und die Variabilität geht einfach verloren. Fängt man aber erst mit 45 an dieses Repertoire zu singen ist man zu alt und wird nicht mehr engagiert. Und das ist bei dramatischen Sopranen genau so, auch schon bei den jugendlichen Stimmen. Die sollten frühestens mit 38 die großen Partien singen, aber da sind sie dann ja schon viel zu alt. Das ist ganz ungesund und ich sage den jungen Sängern immer, dass sie auf sich vertrauen sollen, an sich arbeiten sollen und ruhig bleiben sollen. Das zahlt sich aus, dann kommt  man nicht an ihnen vorbei. Letztendlich zählt die Qualität.
Morgen geben sie ihr Debut bei den Salzburger Festspielen in Schuberts Lazarus. Wie gefällt es ihnen hier in Salzburg bis jetzt?
Ich hab ja noch nicht viel gesehen. Ich war schon 1999 zum Mozartwettbewerb hier, da war ich so konzentriert, dass ich nichts mitgekriegt habe. Heute ist es auch wieder so, frühestens morgen Mittag habe ich etwas freie Zeit, dann könnten sie mich nochmal fragen.
Lazarus ist ja ein Fragment und endet mitten in einer ihrer Szenen. Was macht den Reiz dieses Werkes aus?
Ich glaube es ist die Absonderlichkeit dieses Stückes. Da gibt es so wahnsinnig viele Farben und Ingo Metzmacher arbeitet das auch wirklich gut heraus. Es ist fast wie eine kleine Oper im Konzertformat.
Nach Salzburg stehen in der nächsten Saison Rosalinde in Dresden, Sieglinde, Ada, sowie ihr Debut als Götterdämmerungs-Brünnhilde in Leipzig auf dem Programm. Was bringt die Zukunft noch? Vielleicht Bayreuth?
Naja Bayreuth ist ein eigenes Pflaster. Ich hab schon zwei Mal versucht dort Fuß zu fassen und das hat nicht wirklich funktioniert. Ich hab ja vor zwei Jahren dort im Liebesverbot gesungen, das war ganz lustig. Aber sie haben da natürlich ihre ganz eigenen Vorstellungen und natürlich fragt Bayreuth und nicht ich frage Bayreuth. Mein Hauptmerk nächstes Jahr ist wirklich die Brünnhilde, da lass ich mir vorher wirklich ordentlich Zeit. Dann kommt im Jahr drauf eine Isolde und nochmal Brünnhilde. Und dann denke ich darüber nach eine Kundry zu machen. Und die Walküren-Brünnhilde kommt auch noch.
Kommt die Siegfried-Brünnhilde noch einmal?
Ich wurde zwar angefragt, aber da kann ich leider nicht.
Das Magazin Opernglas berichtete in der Mai-Ausgabe, sie würden 2017 in München die Isolde übernehmen. Ist da was dran?
Jaja, das stimmt.
Als Nachfolge für Waltraud Meier.
Ach ist das so?
Ja, die war ja quasi die Haus-Isolde der letzten Jahre. Wird das eine Neuinszenierung sein?
Nein, nein, das wird dieselbe sein.
Und zuletzt: Ihre Website ist gerade im Aufbau, wann wird sie fertiggestellt sein?
Wahrscheinlich nie (lacht). Also ich muss gestehen, ich bin etwas antiquiert. Ich tue mich einfach schwer mit solchen Sachen. Ich habe schon oft daran gedacht sie endlich zu fertigzustellen, aber ich schaffe es einfach nicht. Außerdem fehlt mir die Lust andauernd zu schreiben wo ich überall bin und so, muss ich ehrlich sagen. Aber man findet eh alles im Internet, zumindest was Oper angeht. Und was Konzerte angeht, so mache ich im Herbst zum Beispiel Walküre 1. Akt konzertant mit Marc Minkowski in Frankfurt.

Gut, dann vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei der morgigen Vorstellung.

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